Hängematte statt Rollkoffer, Schulferien mal anders.
Zum fünften Mal auf nach Kambodscha.
Und es geht wieder los, zum ersten Mal in den Osterferien. März/April ist die beste Reisezeit, weil wir wissen, dass wir sicher in die UWS-Dörfer kommen und auch unter unseren Hängematten festen Boden unter den Füssen haben werden. In der Regenzeit im Juni bis Oktober die Fahrt zu den UWS-Schulen auf rutschigen Lehmwegen zu einem Abenteuer wird. Die UWS-Fahrer sind darin sehr geübt, sodass wir immer gut ankommen.
Ein fremdes Land mit allen Sinnen entdecken.
Es ist die fünfte ConCultures-Projektreise für Amelie und Götz und die erste für die sieben Mädchen und sechs Jungen, die uns in die UWS-Schulen La Meuy und Chopring führen wird. Von dem Moment, wenn wir den Boden in Phnom Penh, der Hauptstadt Kambodschas, betreten, werden die Antennen ausgefahren und die neue so andere Welt mit allen Sinnen erkundet. So die erste Reaktion bei allen. Später kämpfen manche kurzfristig mit Kulturschock. Andere sind vor Energie nicht zu bremsen. In diesem Team waren der Forscherdrang jede Ecke unserer Stationen Phnom Penh (Killing Field und Metropole) und Siem Reap (Stadt der Ankor Wat Tempel) zu erkunden, sehr groß. Wir legen in unserem Programm „Land und Leute“ sehr viel Wert darauf, unsere Teilnehmer:innen ins Gespräch kommen mit den Menschen vor Ort. Leakhena Om, unsere kambodschanische Freundin, die seit mehreren Jahren unsere Reisen begleitet, hilft allen, ein authentisches Bild von der Situation Kambodschas heute zu bekommen. Den Geist der Straße aufsaugen. Der grausame Genozid, den Pol Pot und sein Regime Khmer Rouge von 1975 bis 79 an seinen eigenen Landsleuten verübt hat, sitzt den Menschen heute immer noch in den Knochen. Jeder hat Angehörige verloren. Lehrer, Forscher, Wissenschaftler, jeder, der gehobene Bildung hat, wurden verschleppt, gefoltert und getötet. Unsere Ausflüge zu den Killing Fields und zur Tuol Sleng Gedenkstätte in Phnom Penh macht uns nachdenklich und traurig.
Die Kraft der Angkor Wat Tempel
Die Kambodschaner sind so friedliche freundliche und genügsame Menschen, auch weil sie viel Kraft tanken aus ihrer Religion, dem Buddhismus, und den über 100 Tempeln der Tempelanlage Angkor Wat. Sie sind zu Recht Weltkulturerbe und Wahrzeichen Kambodschas. Wenn wir mit unseren Tuk-Tuks (Mopeds mit Rikscha) durch die dunkle Nacht zum Sonnenaufgang dort aufschlagen, bleibt jedem das Herz stehen. In unserem ersten 10 Tagen der Reise bereiten sich alle Teilnehmer:innen in Babel Guesthouse (Link) in Siem Reap auf ihre Aufgaben in den Workshops „School is Cool“ vor.
40 Prozent des Regenwaldes sind abgeholzt.
In zwei neugebauten UWS-Schulen im Regenwald die Kinder und ihre Eltern auf „Was ist Schule“ einstimmen. Die Kinder sind schnell dabei. Es geht um die Mütter, die ihre Kinder in die Schule schicken müssen, obwohl sie für den täglichen Unterhalt der Familie unersetzlich sind. Der besondere Moment, wenn wir im ersten Dorf ankommen. Ohne die gleiche Sprache zu sprechen, Kindern etwas zu vermitteln, so dass sie lernen, ein hoher Anspruch, der alle ziemlich aufgeregt stimmt. Nichts übertrifft jedoch den Moment, wenn wir in der ersten UWS-Schule ankommen. Nach einer abenteuerlichen Fahrt mit Pick-Ups über Sandwege mit vielen Schlaglöchern und einer Überfahrt auf einer für uns seltenen Fähre stehen wir plötzlich vor den Kindern, Lehrern und Eltern von La Meuy in der Region Stung Treng im Regenwald Kambodschas. Eigentlich muss man sagen, in dem ehemaligen Regenwald, denn bereits 40 Prozent der Wälder im Nordosten Kambodschas sind abgeholzt.
Wir wollen keine Besser-Wessies sein.
Die Dorfbewohner sind Kreung, einer der 17 ethnischen Minderheiten Kambodschas. Wenige unter ihnen können Lesen, Schreiben und Rechnen. Bloß keine Besser-Wessies sein. Wir wollen nicht besserwissend und typisch „Langnasig“ erscheinen. Kulturelle Verhaltensregeln, wie z.B. Kinder nicht körperlich nah zu nah zu kommen, sind allen bekannt. Wie knacken wir das Eis mit Respekt unseren Gastgebern gegenüber? Wir holen unsere Frisbees, Bälle, Sprungtücher und Springseile raus. Die Mutigen auf ihrer und unserer Seite starten und schnell folgen die nächsten. Vorbildfunktion ist ein wichtiges Prinzip, was in diesen Kulturen, wo Gemeinschaft gelebt wird, zum Tragen kommt. Egal ob in unseren Workshops Musik, Theater, Sport, Mathematik, sie lernen voneinander und helfen sich gegenseitig. Musik und Tanz aus beiden Kulturen ist der Kleber, der uns, Kinder und Mütter verbindet und tief in unsere Herzen eindringt. Diese drei Tage in jeweils zwei UWS-Schulen verändern Leben vor allem in unseren Teilnehmer:innen. Zuhause sind es ihre Erlebnisse, die sie motivieren oder andere, zu spenden. 10.000 EURO kostet ein Jahr Unterricht für unsere Kinder pro UWS-Schule. Das ist doch zu schaffen und so viel weniger als bei uns, denken sich manche und starten Projekte an ihren Schulen in Deutschland und verändern Leben in Kambodscha, dort wo es bisher keine Schulen gab. Tamara (17): "Jetzt weiß ich erst, was es bedeutet zu unterrichten, mit welcher Arbeit das verbunden ist. Und die Kinder haben mir gezeigt, was es heißt, wenn Bildung nicht selbstverständlich ist. Die Freude, etwas lernen zu dürfen, ist ansteckend! Toll war das Erlebnis, auch ohne gemeinsame Sprache sich verständigen und Spaß haben zu können, Glück und Lebensfreude zu teilen." Es ist gigantisch, UWS in echt zu erleben. UWS ist gelebte Menschlichkeit.
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- Date 14 Jul 2021
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